Henry, Jonny, Philippa
Philippa zog ungläubig eine Augenbraue hoch, als Henry seine Zukunftsplanung präsentierte, die unter anderem auch eine Heirat beinhaltete. Das hatte sie nicht erwartet.
Henry, der Familienvater, dachte sie spöttisch. Sie selbst hatte sich dazu noch gar keine Gedanken gemacht. Sie wusste nicht mal, ob sie überhaupt mal heiraten, geschweige denn Kinder haben wollte. Philippa hatte keine Geschwister und keine anderen Verwandten und war nur selten in Kontakt mit Kleinkindern getreten. Mit der Sache hatte sie sich bis jetzt noch nicht beschäftigt und hatte auch nie das Bedürfnis danach gehabt. Wenn es nach ihr ginge, müsste dann sowieso der Mann daheim bleiben. Sie wollte Karriere machen, das stand fest.
Ein vorsichtiges Räuspern und die anschließende Frage, mit der Bitte um den nächsten Tanz, brachte Philippa kurzzeitig völlig aus dem Konzept. Henry war stehen geblieben, während sie noch weitertanzte und ihm so nun doch noch direkt auf den Fuß latschte. Zum Glück bemerkte sie ihr Missgeschick noch rechtzeitig, bevor der Absatz ihres High-Heels sich in Henrys Fuß bohren konnte. Sie grinste Henry nur entschuldigend an und wandte sich dann um.
Oh là là, dachte sie und warf ihren langen Zopf über die Schulter. Vor ihr stand ein wirklich sehr gut aussehender Gryffindor. Philippa registrierte mit einem Blick, dass er definitiv heiß war. Angefangen von seinen dunkelblonden, verwuschelten Haaren und seinem Drei-Tage-Bart bis zu seinem schiefen Grinsen und dem gut gebauten Körper. Schlechtes Namensgedächtnis hin oder her, seinen Namen hatte sie sich gemerkt: Jonny Shay, siebzehn Jahre und Single. Und er fragte nach einem Tanz! Innerlich quietschte Philippa vor Freude auf, äußerlich bewahrte sie Haltung.
Und ob du nach einem Tanz fragen darfst, Honey!
Henrys prompte Antwort trübte allerdings augenblicklich ihr Glücksgefühl. Das "Nein" kam sehr schnell von ihm, zu schnell für Philippas Geschmack. Sie verengte ihre Augen zu Schlitzen. Sie war es nicht gewohnt, so offensichtlich abgelehnt zu werden und das ärgerte sie ungemein. Vor allem, weil sie den Grund nicht kannte. Eigentlich hatte sie sich bis jetzt für ihre Verhältnisse recht pflegeleicht und kommunikativ verhalten und trotzdem sprang Henry nicht wirklich darauf an. Philippa befand sich nun in einer Zwickmühle. Sie wollte nur zu gern Jonnys Angebot annehmen. Andererseits... sollte Henry jetzt nicht bekommen, was er anscheinend wollte! Sie pustete sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte und wandte sich wieder mit einem unschuldigen Lächeln Jonny zu. "Ich habe überhaupt nichts dagegen. Einen Tanz möchte ich aber noch mit Henry tanzen, wenn das okay für dich ist." Und mit einem gekonnten Augenaufschlag in Richtung Jonny, übernahm Philippa die Führung und tanzte mit Henry weiter in die Mitte.